Warm-Up, Aktivierungs- und Auflockerungsübungen, Energizer und vieles mehr – mit diesen Begriffen meinen viele Workshop-Moderatoren das Gleiche: Kurze, aktivierende, häufig mit Bewegung verbundene Übungen.

Vielleicht ist es dir auch schon passiert, dass du als Facilitator (Workshop-Moderator) mit deinen Workshop-Teilnehmern solche Übungen gemacht hast und dir dafür eher Fragezeichen als Begeisterung zurückgespiegelt wurde. Kein Wunder, denn viele Erwachsene stehen eher ablehnend diesen “Spielchen“ gegenüber und werden an ihre Zeit im Kindergarten oder in der Schule erinnert.

Welchen Sinn haben Warm-Up Übungen?
Bevor Warm-Up Übungen gestartet werden können, musst du dir bewusst sein, dass das Verständnis dafür nicht vorausgesetzt werden kann. Daher solltest du als erstes den Sinn dieser Übungen vermitteln. Sie helfen allen Teilnehmenden bessere Ergebnisse zu erreichen, indem sie insbesondere folgende Wirkungen erzielen:

 

  • Freimachen des Kopfes
  • Körperliche Verspannungen abbauen und den Kreislauf in Gang bringen
  • Gedankenfluss fördern
  • Aufmerksamkeit der Teilnehmer auf die gemeinsame Tätigkeit lenken
  • Kommunikation untereinander erleichtern – „Icebreaker“
  • Atmosphäre in der Gruppe durch Lachen, Spass und gemeinsames Erleben fördern
  • Aktivierung der linken und rechten Hirnhälfte


Linke und rechte Hirnhälfte?

Unser Gehirn besteht aus zwei Hemisphären. Während die rechte Hälfte für Gefühle und Phantasie zuständig ist, dient die linke dem analytischen Denken und der Kommunikationsfähigkeit. Laut Sportmediziner Friedhelm Erkens (Der 12-Zylinder im Kopf) haben 90 Prozent der Erwachsenen verlernt, beide Gehirnhälften gleichermassen zu nutzen – eine der beiden dominiert. Doch nur wenn beide Hälften gleichmässig aktiv sind, bringen wir Höchstleistungen. Diese sind gerade bei der Generierung von neuen Ideen enorm wertvoll, wie beispielsweise beim Brainstorming.

Nun ist es natürlich nicht so, dass wir mit einem 5-minütigen Warm-Up die volle Leistung entfalten können. Zumindest jedoch haben Warm-Up Übungen einen positiven Effekt auf die Aktivierung der beiden Hirnhälften.

Wann einbauen?
Idealerweise erfolgt eine erste Übung zu Beginn des Workshops und jeweils eine nach jeder längeren Pause. Nebenbei kann es aber auch hilfreich sein, einen günstigen Augenblick im Workshop-Verlauf abzuwarten, bevor du mit einer Übung beginnst. Gute Augenblicke sind, wenn die Teilnehmer klagen über:

 

  • Langes Sitzen und fehlende Bewegung
  • Verspannungen
  • Stofffülle „Ich bin nicht mehr Aufnahmefähig“
  • Kalter oder warmer Seminarraum
  • Schlechte Stimmung


Wie funktionieren die Übungen?
Abwechslung steigert die Wirksamkeit und den Spass. Es gibt hunderte von Übungen im Internet oder in Apps zu finden. Ein Beispiel für iOS Nutzer ist die Warm-Up Shuffle App. Hier bereits einige Beispiele:

 

  • Dies ist mein Knie
    Alle Teilnehmer sitzen im Kreis. Der Moderator beginnt. „Dies ist mein Knie“ und zeigt auf Ellenbogen. Der nächste Teilnehmer im Kreis sagt „Dies ist mein Ellenbogen“ und zeigt auf ein anderes Körperteil. Der Nächste im Kreis benennt das vorher gezeigte Köperteil und zeigt auf ein anderes, usw. Teilnehmer die einen Fehler machen in der Benennung des vorher angezeigten Körperteils scheiden aus. Idealerweise macht ihr zwei Durchläufe.
  • Umschubsen
    Etwa jeweils gleich grosse Paare stehen sich gegenüber, suchen einen sicheren Stand, Handflächen auf gleicher Höhe gegenüber und versuchen nun sich gegenseitig, durch Drücken oder Schubsen so aus dem Gleichgewicht zu bringen, sodass die Standposition verändert werden muss.
  • Mond und Satellit
    Alle Teilnehmer stehen im Kreis. Jeder Teilnehmer sucht sich gedanklich einen anderen Teilnehmer aus, der für ihn sein „Mond“ ist. Gleichzeitig ist jeder Teilnehmer auch Satellit. Auf ein Zeichen des Trainers geht es nun darum, möglichst schnell als Satellit seinen Mond drei Mal zu umkreisen.


Nicht vergessen!
Die Wirkung, die du mit einer Warm-Up Übung erzielst, hängt letztlich auch stark von dir als Facilitator ab. Je mehr Energie und Enthusiasmus du in die Übungen bringst, desto mehr kannst du andere mitreissen.